Kgalagadi Transfrontier Park
- Henne
- 23. Feb. 2022
- 6 Min. Lesezeit
Die ersten 270 Kilometer fahren wir auf dem schnurgeraden Trans-Kalahari-Highway, entspanntes Cruisen auf Asphalt bis nach Kang. Dort tanken wir nochmal voll und bunkern 180 Liter Diesel, das sollte doch reichen. Weiter geht es Richtung Westen bis Hukuntsi. Hier beginnt die gefühlt endlose Piste zum Mabuasehube Gate, zunächst auf Schotter, die letzten Stunden auf Wellblech und teilweise recht tiefem Sand. Hier begegnen wir auch keinem anderen Auto mehr und sind froh als wir nach 11 Stunden endlich das Gate des Parks erreichen kurz bevor es dunkel wird. Interessanterweise gibt es hier keine Zäune weit und breit, sodass die Tiere über die Parkgrenzen hinaus wandern können.
Die Reservierungen für die Campingplätze hatten wir schon in Ghanzi vorgenommen. Die Landschaft ist ganz anders als im Central Kalahari Game Reserve. Aber auch hier grünt und blüht es überall. Und das Tolle ist, es gibt hier weder Malaria noch Elefanten. Yippie! Es ist schon spät, daher schauen wir nur noch kurz an einem Wasserloch vorbei. Das hatte sich der Leopard wohl auch gedacht. Er läuft einige Meter vor uns auf der Piste, verschwindet dann aber hinter hohem Gras bevor wir ihn fotografieren können. Nach der ganzen Fahrerei sind wir ziemlich schnell im Bett.
Am nächsten Morgen sehen wir unsere erste braune Hyäne und die auch gleich zweimal. Wir erkennen sie wieder, da sie humpelt. Wir nennen sie Brownie :) Seitdem wir „The Cry Of The Kalahari“ lesen, bin ich ein Fan der braunen Hyäne (=Schabrackenhyäne). Heute erkunden wir die Pisten im "Mabuasehube" Teil des Parks. Ein Straussenjunges zwingt uns zu einem Riesenumweg. Vor uns taucht eine Straussenfamilie auf der Piste auf, die Eltern laufen vor uns davon, bleiben aber auf der Piste, eines der Jungen kann nicht mithalten und fällt immer wieder zurück. Wir halten an und warten darauf, dass es Anschluss findet, aber die Eltern sind zu weit weg. Wenn sie in 50 Metern Entfernung anhalten, bleibt auch das Kleine direkt vor uns stehen... die Piste besteht nur aus zwei Fahrspuren zwischen dichtem Gebüsch. Da wir kein Straussenküken auf dem Gewissen haben wollen, drehen wir irgendwann um und fahren einen riesen Bogen durch den Busch.
Auf dem Weg zurück zum Camp dämmert es schon. Wir fahren in den aufgehenden Mond und sehen wie ein Löwe über die Piste ins Gebüsch huscht. Wir haben eigentlich nur die reflektierenden Augen gesehen, aber immerhin.
Bei der Ankunft am Gate hatten wir gesehen, dass am selben Tag 18!!! Südafrikaner eingecheckt haben. Die erkennt man schon von Weitem an ihren riesigen Scheinwerfern, die die ganze Nacht ihren kompletten Stellplatz ausleuchten. Bis zu unserem Platz reichen sie zum Glück nicht, sodass wir gut schlafen können.
Am zweiten Tag beim Morning Drive sehen wir einige Oryxantilopen und Springböcke. Wir cruisen durch den Busch und halten an den Pans Ausschau nach Katzen, heute tut sich allerdings nicht viel. Am Nachmittag zur Siesta hängen wir die Hängematte unter einen schattigen Dornenbaum mit Blick auf den Pan, essen und chillen. Während der eine entspannt, hält der andere Wache. Denn auch hier gibt es ja keine Zäune. An einem der Camps gibt es einen Platz mit kalter Dusche aus dem Bohrloch. Was für ein Luxus! Die Gelegenheit nutzen wir und spülen den Staub der letzten Tage ab, immer auf der Hut, da die Katzen hier gerne mal zum Trinken vorbeischauen...
Da wir auch in den südafrikanischen Teil des Parks wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als 180 km über Wellblech und Dünen zum Nossob Camp zu fahren. Das Wellblech hält sich echt in Grenzen und über die Dünen zu fahren macht richtig Spaß. Hinter einer Düne liegt ein verrosteter, verunglückter Geländewagen, der hat die Düne wohl mit zu viel Schwung genommen. In den Baümen hängen riesige Gemeinschaftsnester von Webervögeln, ein bevorzugtes Jagdrevier von allen möglichen Schlangen. Nach 6 Stunden durch die Wildnis erreichen wir das ausgetrocknete Flussbett des Nossob River, der die Grenze zu Südafrika beschreibt.
Innerhalb des Transfrontier Parks gibt es keine Grenzstationen. Man sollte nur den Park in dem Land wieder verlassen, aus dem man hinein gefahren ist. Der südafrikanische Teil des Parks ist definitiv anders. Die Straßen sind so breit wie Autobahnen und der Campingplatz ist rappelvoll mit südafrikanischen Rentnern. Im botswanischen Teil fährt man über kleine überwucherte Pisten, bei denen man teilweise das Gefühl hat, dass dort monatelang niemand mehr gefahren ist. Die Campingplätze sind weit verteilt und ohne Zäune, sodass man seine Ruhe hat und das Gefühl vom Wildcampen.
Hier im Nossob Camp auf der südafrikanischen Seite können wir mal wieder entspannt warm duschen und danach in Ruhe essen. Wir nutzen die Gelegenheit vollzutanken, machen noch einen schönen Evening Drive, grillen und krabbeln dann in die Koje.
Bevor man vom umzäunten Campingplatz in den Park fährt, muss man sich sein Permit holen und man darf bloß nicht vergessen es wieder abzugeben, wenn man wieder zurückkommt. Auch darf man auf keinen Fall aus dem Auto aussteigen. So viel Bürokratie ist man aus Botswana nicht mehr gewohnt. In Südafrika wusste ich ziemlich schnell meine Reisepassnummer auswendig. In Botswana hab ich sie dann irgendwann wieder vergessen, da man sie nirgends brauchte.
Am nächsten Morgen um 5:45 Uhr stehen wir mit den Rentnern in der Schlange, um unser Permit zu holen. Irgendwie verrückt. Die, mit den modernsten Walkie Talkies ausgerüsteten Rentnern (ich hab eigentlich nichts gegen Rentner ;-)) pesen an uns vorbei, auf der Suche nach den Katzen. An einem Wasserloch, an dem weit und breit kein Tier zu sehen ist, stehen sie alle. Wir fahren lieber weiter.
Und das war auch gut so. Am Straßenrand liegt ein Rudel Löwen und wir sind die Ersten. Ganz nah am Auto liegen sie. Und als die Sonne stärker wird, dient Charly als perfekter Schattenspender. Wir könnten den Löwen stundenlang zuschauen, aber wir haben noch eine lange Fahrt in die einsame Kaa Region auf der botswanischen Seite vor uns.
Kurz bevor wir von der frisch planierten breiten Piste auf die zwei Fahrspuren Richtung Botswana abbiegen, machen wir noch eine ausgedehne Mittagspause an einem Rastplatz mit Toilette, im Strohdach wohnt wohl eine Mamba, entsprechend kurz war der Besuch.
Nach kurzer Strecke sind wir wieder alleine und sollen in den nächsten Tagen auch keinem Fahrzeug mehr begegnen. Die Kalahari ist ziemlich grün, überall spriessen die Gräser, schließlich ist Regenzeit. Aber wir sind doch überrascht, als wir plötzlich durch einen Blütenteppich fahren.
Das nächste Camp ist Gnus Gnus. Auf einer unserer Karten ist ein Weg zu dem Camp beschrieben. Halt nur auf einer. Sollte der Weg nicht existieren, haben wir ein Problem. Dann müssen wir einen riesigen Umweg fahren.
Aber wir entdecken den Pfad. Da, wo einst die Piste war, steht jetzt ein Schild mit „no entry“. Mmh, ein bisschen kann man die Spur erkennen und falls es nicht weiter geht, können wir ja umdrehen. Wir erahnen die Spur mehr, als dass wir irgendetwas sehen können, es geht wie durch ein Kornfeld, durch Meter hohes Gras. Aufgeregt kommen wir tatsächlich in unserem Camp an, das nur aus einem sandigen Platz zwischen Dornenbäumen besteht. Wir kochen am Feuer immer mit wachen Augen und Ohren, bevor es ins Bett geht.
Am nächsten Tag erkunden wir die Umgebung um den Swartpan, sehen scheue Löffelhunde, springende Springböcke und viele Oryxantilopen. Wir schlagen unser Lager unter hohen schattigen Bäumen auf, die erhoffte Wasserversorgung aus einem Bohrloch existiert wohl nicht mehr.
Was uns an Afrika so fasziniert und immer wieder in den Bann zieht, ist diese unglaubliche Atmosphäre zu Sonnenauf- und -untergang. Ganz besonders aber das goldene Licht, das etwa 20 Minuten nach dem Sonnenuntergang die Landschaft in eine unwirkliche Stimmung taucht und dann langsam verblasst. Wir stehen für dieses Schauspiel mitten im Swartpan, umgeben von unzähligen Antilopen und lauschen dem Gesang der barking Gekkos und staunen.



Die letzte Nacht schlafen wir im Kaa Gate Restcamp. Hier gibt es eine kalte Dusche, bevor wir zum Evening Drive losfahren. Wir entdecken ein paar Löwenspuren, sonst ist hier tiermäßig eher weniger los. Nachts werden wir zum ersten Mal durch Löwengebrüll geweckt. Da kriegt man schon Gänsehaut. Ich bin echt froh, dass wir das Alkovendach haben und kein Dachzelt.
Auf der Fahrt zurück nach Ghanzi geht es die ersten Stunden wieder über einsame Sandpisten, wir sehen riesige Springbockherden, Strauße und Oryxantilopen. Gegen Abend erreichen wir wieder Ghanzi. Auf unserer Tour in den Transfrontier Park haben wir 1900km zurückgelegt, 2/3 davon auf Sandpisten durch den Busch. Voll mit Eindrücken steuern wir wieder den Palm Afrique Campingplatz an und freuen uns schon Rusty und seine Kumpels wieder zu treffen.
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